Dieser Tage wurde ich von einer Mutter angesprochen, ob ich über die Bewerbung ihres Sohnes schauen könnte. Sie wollten wissen, ob diese abgeschickt werden kann, so wie sie ist. Die Bewerbung war richtig gut – keine Frage.
Das eine oder andere konnte anders geschrieben werden, doch gut war sie. Dennoch ist mir bei der Durchsicht der Bewerbung sofort etwas aufgefallen. Etwas Entscheidendes und für den weiteren Prozess sehr Wichtiges:
Es war nicht die Sprache eines Jugendlichen!
Und das fällt auch einem Personaler / einer Personalerin auf.
Als wir uns zu dritt zusammen gesessen haben, stellte sich heraus, dass der Mutter der Vorentwurf ihres Sohnes nicht gepasst hatte. Da hatte sie kurzerhand sehr viel abgeändert und ergänzt. Natürlich immer im Beisein ihres Sohnes.
Was hat sie dabei nicht berücksichtigt?
Sie hat es sehr gut gemeint und wollte ihrem Kind helfen, diese Praktikumsstelle auch wirklich zu bekommen. Sie wollte es für ihn so perfekt wie nur möglich machen.
Dabei hat sie jedoch etwas Gravierendes außer Acht gelassen:
Es ist nicht ihre Bewerbung! Es ist die Bewerbung ihres Kindes!
Der Sohn konnte sich in der Bewerbung seiner Mutter überhaupt nicht wieder finden. Das hat er in unserem Gespräch auch klar zum Ausdruck gebracht.
Wie dann schließlich doch noch aus der Bewerbung SEINE Bewerbung wurde
Durch entsprechende Fragen an den jungen Mann sind sehr interessante Informationen ans Licht gekommen.
Zum Beispiel warum er dieses Praktikum machen möchte.
Und weshalb er es genau in diesem Unternehmen machen will.
Er fing an begeistert zu erzählen und wir haben nebenher Notizen gemacht.
Schlussendlich ist eine Bewerbung dabei herausgekommen, welche die Begeisterung des Jungen widergespiegelte. Mit seinen Worten. Wichtiger noch: Es war und ist SEINE Bewerbung. Seine Energie!
Selbstbewusst, glücklich und zufrieden ist der Junge von diesem Gespräch aufgestanden und war auch stolz auf SEINE Leistung.
Die Mutter hatten wir natürlich in das Gespräch mit eingebunden. Doch sie hat sich zurück gehalten. Sie durfte erleben, was denn so alles in ihrem Sohn steckt und was er wirklich selbstständig zustande bekommt.
Ja, zwar unter Anleitung. Dennoch war er es selbst, der dieses Ergebnis geliefert hat.
Stolz, zufrieden und erleichtert nahm sie ihren Sohn in den Arm. Und sagte zu mir immerwährend, dass sie vieles von dem gar nicht wusste, was er so erzählt hatte. Und sie hätte nicht gewusst, wie sie die Bewerbung anders hätte formulieren sollen.
Das Fazit für mich aus diesem Erlebnis
Wir wollen alle nur das Beste für unsere Kinder. Wir wollen sie behüten, beschützen und unterstützen, wo auch immer das möglich ist. Dabei vergessen wir nur manchmal, dass wir ihnen gerne auch etwas zutrauen dürfen. Unterstützung ist gut und wichtig, aber lasst sie uns darin unterstützen, sich selber etwas zuzutrauen.
Und was man an diesem Beispiel auch lernen kann: Eine authentische Bewerbung trägt eine besondere Energie in sich und das spürt auch der Empfänger, der sie liest.